Mit 1:2 hat der 1. FC Köln den Hinrundenabschluss in Wolfsburg verloren und es konnten keine weiteren Punkte im Kampf gegen den Abstieg gesammelt werden. Während sich im Abstiegskampf namehafte Traditionsvereine wie der VfB Stuttgart oder Werder Bremen tummeln, beendete der VfL Wolfsburg die erfolgreichste Hinrunde seiner Vereinsgeschichte. Doch das Interesse an dieser Erfolgsgeschichte hält sich in Grenzen.
Im Stadion war es lediglich der Gästeanhang, der für Fußballatmosphäre sorgte und bei den Feierlichkeiten nach dem Spiel waren die Tribünen fast schon wieder menschenleer. Dieses mangelende Interesse trotz sportlichem Erfolg spiegelt sich natürlich auch in der öffentlichen Wahrnehmung wider. Partien zwischen Hopps TSG und dem VW-unterstützten VfL locken nicht nur kaum Zuschauer ins Stadion, sondern verleiten auch nur wenige dazu, den Fernseher anzuschalten. Ansehnlicher Fußball und ein auf dem Reißbrett entworfenes Vereinskonzept sorgen also noch lange nicht für Attraktivität in den Augen der meisten Fußballfans. Trotzdem ist der Fußball in Deutschland zurzeit ein Publikumsmagnet.
Neben den Einnahmen aus dem Verkauf von Eintrittskarten ist es die Inlandsvermarktungsprämie der DFL, die das Publikumsinteresse zu barer Münze für die Vereine werden lässt. Die DFL veräußert die Rechte an den bewegten Bildern der Bundesliga zentral und verteilt die Erlöse anschließend an die Klubs. Durch die zentrale Vermarktung soll dem Solidaritätsgedanken innerhalb der Profiligen Rechnung getragen werden. Jeder Verein verdient somit ein Stück an den Erfolgen der starken Clubs und der großen Beliebtheit der Traditionsvereine mit. Der Verteilungsschlüssel orientiert sich dann am Leistungsprinzip. Zu diesem Zweck besteht der Schlüssel aus einer Formel, die sich aus den Tabellenplätzen der letzten Jahre ergibt.
Auch der VfL Wolfsburg profitiert von diesem System. Dabei ist er in erster Linie gar nicht so sehr auf die Geldspritze der DFL angewiesen wie andere Vereine. Als Teil der Volkswagen AG werden die „Wölfe“ durch eben diese finanziell in gehörigem Umfang unterstützt. Zweifelsohne handelt es sich bei dieser Begünstigung um einen (unrechtmäßigen) Wettbewerbsvorteil, der dem VW-Klub eine Spitzenposition in der Liga ermöglicht. Diese Spitzenposition sorgt dann wieder für höhere Erlöse in Form der zugeteilten Inlandvermarktungsprämie. Der VfL Wolfsburg erhält also ein außerordentlich großes Stück des Kuchens, den sich alle Bundesligisten gemeinsam verdient haben. Schließlich fußt die Summe der zu verteilenden Gesamtprämie auf der Attraktivität der Liga. Einen Beitrag zu dieser Attraktivität wird der VfL Wolfsburg aber immer nur in sehr begrenztem Umfang liefern können. Somit entsteht ein Ungleichgewicht.
Dieses Problem im Zusammenhang mit der Verteilung der Inlandsvermarktungsprämie wird in den nächsten Jahren tendenziell größer werden. Mit dem FC Ingolstadt steht das nächste Team eines Autoherstellers vor dem Aufstieg in die Bundesliga. Anzumerken wäre hierbei noch, dass sowohl der FCI als auch der VfL Wolfsburg Teil desselben Konzerns sind. Diese Problemstellung soll im Folgenden aber vernachlässigt werden. Vielmehr sollen Lösungsansätze für das Problem der Inlandsvermarktung geliefert werden. Denkbar wäre es zum Beispiel, die Mitgliederzahlen, den Zuschauerschnitt oder die Anzahl der Fanclubs in die Zusammensetzung des Verteilungsschlüssels mit einzubeziehen. Kritiker sprechen hierbei von weichen Faktoren, weshalb sie weiterhin auf einer Berechnung ausschließlich anhand der Tabellenplätze bestehen. Eine andere Alternative wäre die Auszahlung eines fixen Sockelbeitrages unabhängig von Tabellenplätzen und sonstigen Faktoren. Besonders den finanzschwächsten Vereinen würde mit dieser Variante wirksam geholfen. Feststeht, dass die Praxis überdacht und umgestaltet werden muss.
Eine intensive Auseinandersetzung mit dem Thema findet jeder Interessierte im Kallendresser #06, dem Ultrà-Zine der Coloniacs. Dort werden plastische Rechenbeispiele für die aktuelle Situation aufgeführt und mögliche neue Szenarien durchgespielt. Ein Blick lohnt sich also!