FC Ingolstadt 04 – ein weiterer Werksverein!?!

Rückblick Südkurven Stammtisch RB Leipzig

28. Oktober 2016 Kommentare deaktiviert für Hamburger SV & TSG Hoffenheim – ein Vergleich Volkssport Fußball

Hamburger SV & TSG Hoffenheim – ein Vergleich

Was verbindet das einzige Gründungsmitglied der Bundesliga, das noch nie abgestiegen ist, mit dem Retortenverein aus dem Kraichgau, der erst in diesem Jahrtausend erstmalig aufgestiegen ist? Der HSV steht zweifelsfrei für einen Traditionsverein, der eine große Masse an Fans hinter sich weiß. Die Hoffenheimer gelten als Sinnbild des am Reißbrett konzipierten Fußballprojekts. Allerdings spielen beide Mannschaften ausschließlich aufgrund der finanziellen Zuwendungen von jeweils einem Investor (noch) in der Bundesliga. Was Dietmar Hopp für die TSG Hoffenheim ist, das ist längst auch Klaus-Michael Kühne für den Hamburger SV.

Hopp hat mittlerweile mehrere 100 Millionen Euro in sein Spielzeug investiert und damit den Aufstieg aus dem Amateurfußball bis in die Bundesliga überhaupt erst ermöglicht. Kühne hat mit seinen Finanzspritzen in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass der HSV nicht aus der Bundesliga abgestiegen ist. Kritik an solchen Vorgängen wird oft mit Neid gleichgesetzt. Die Quintessenz lautet dann, dass jeder Verein froh wäre, wenn er einen solchen Geldgeber hätte. Doch diese Argumentation vernachlässigt einen wesentlichen Aspekt. Niemand investiert solche Summen ohne Gegenleistung. Die Geschichte von einem selbstlosen Geldgeber, der sein Geld an einen Verein verschenkt, darf getrost ins Reich der Fabeln verwiesen werden.

Oftmals sind finanzielle Zuwendungen durch sogenannte Gönner Darlehen. Das heißt: der Verein leiht sich Geld, das er in der Zukunft zurückzahlen muss. Gegebenenfalls kommen auch noch Zinszahlungen hinzu. Was passiert aber für den Fall, dass der Verein diese Forderungen nicht bedienen kann? Die HSV AG hatte das geliehene Geld von Kühne in Spieler investiert und war mit der Rückforderung der gewährten Darlehen schlichtweg überfordert. Somit entstand die Situation, dass sich Herr Kühne in Anteilen an der Aktiengesellschaft auszahlen lies. Mittlerweile gehören ihm elf Prozent an der Gesellschaft. Er hat also ein Stück des HSV aufgrund seiner Verhandlungsposition zu sehr günstigen Konditionen erwerben können. Als Gegenleistung dient ihm die mediale Öffentlichkeit sowie die Mitbestimmung im Verein. Finanziell hat sich das Geschäft bisher noch nicht gelohnt.

Selbstverständlich möchte Herr Kühne aber Einfluss auf die sportliche Entwicklung des HSV nehmen, wie sich in der Vergangenheit immer wieder gezeigt hat. Das fehlende sportliche Wissen versucht er durch Berater auszugleichen. Zu diesen Beratern zählt u. a. Volker Struth, seines Zeichens Spielerberater. Interessenkonflikte sind in der Konstellation, dass ein Spielberater Einfluss auf die Entscheidungen eines Fußballvereins hat, vorprogrammiert. Hartnäckig hält sich das Gerücht, dass insbesondere gegen Ende der Transferperiode Struth mehr Einfluss auf die Neuverpflichtungen hatte als Trainer und Sportdirektor. Dabei erhält die Demission von Bruno Labbadia einen sehr faden Beigeschmack.

Ein weiterer bekannter Spielerberater ist Roger Wittmann, dieser unterhält seit längerem eine Freundschaft mit Dietmar Hopp. Dietmar Hopp wiederum gehört die Spielbetriebsgesellschaft der TSG Hoffenheim zu 96 Prozent. Interessant ist, dass die Hoffenheimer im Zeitraum zwischen März 2015 und März 2016 fast 12 Millionen Euro für Provisionen an Spielerberater ausgegeben haben. Damit zählen sie zur Spitzengruppe der Liga. Allerdings passt die Höhe der Provision nicht zur kolportierten Summe der gezahlten Ablösesummen. Grundsätzlich orientieren sich Provisionen nämlich an solchen Kennziffern. Es ist also davon auszugehen, dass die Hoffenheimer auch für den Verkauf von Spielern Provisionen zahlen mussten. Als Nebeneffekt konnte die Spielbetriebsgesellschaft der TSG auf diese Weise möglicherweise Steuern sparen.

Auch im Kader des 1. FC Köln finden sich mehrere Spieler (Lehmann, Risse, Horn, Özcan, Klünter & Heintz) einer Beratungsagentur (SportsTotal). Hinter dieser Agentur steht im Übrigen Volker Struth. Die Gefahr, in Abhängigkeiten gegenüber einem oder mehreren Beratern zu geraten, ist also für jeden Verein gegeben. Durch den Verkauf von Anteilen und die Ab- bzw. Aufgabe von Mitbestimmung kann sich dieser Effekt allerdings noch verschärfen.

Jeder Investor – und eventuell sein engeres Umfeld – haben Interessen; und durch den Erwerb von Anteilen haben sie die Möglichkeit, diese Interessen auch durchzusetzen. In der Realität dürfte es für jeden Verein auch äußerst schwierig sein, diese Situation zu ändern und Anteile zurück zu erwerben. Vielmehr besteht das Risiko, dass der Investor zu einem späteren Zeitpunkt gewinnbringend veräußern möchte und der potentielle Käufer völlig andere Interessen verfolgt. Denkbar wäre in diesem Zusammenhang, dass nicht mehr der sportliche Erfolg, sondern die kurzfristige Gewinnmaximierung in den Vordergrund rückt.