Man kann über Stil von Beleidigungen und Kritikäußerungen durchaus verschiedener Ansicht sein. Uns war im Rahmen derartiger Diskussionen stets wichtig zu betonen, dass raue Töne und derbe Sprüche zum Fußball gehören. Wer schon mal auf Asche gegen den Ball treten durfte, weiß wovon wir schreiben. Ein Zustand, der auch für den Profifußball gelten und erhalten werden sollte.
Wo kämen wir auch hin, wenn bei den Derbys die „Scheiße vom Dom“ kein „Stein“ mehr „auf die Elf vom Niederrhein“ werfen dürfte? Der gegnerische Torwart kann schnell zum „Arschloch, Wixer, Hurensohn“ werden, der Schiri ist ein „Schieber“, dem Gegner wünscht man den „Tod“ und drückt seinen „Hass“ mittels abgeschlagenen Köpfen des Maskottchens aus. Inhalte von Gesängen, Bannern oder Spruchbänder sind halt nicht immer „zuckersüß“.
Einige Pöbeleien werden mit der Zeit langweilig und verstummen. Andere können auch mal lauter werden, wenn sie die nötige Beachtung finden. So werden auch die Begegnungen mit der TSG Hoffenheim seit Jahren zum Anlass genommen den vermeintlichen Berufsstand der Mutter von Dietmar Hopp zu besingen. Es ist vielleicht nicht wirklich kreativ und auch nicht ganz jugendfrei, aber weder ist es eine neue „Stufe der Eskalation“, noch eine „neue Dimension“, sondern vielmehr ein Mittel, um auf die berechtigte Kritik an Konstrukten wie der TSG Hoffenheim aufmerksam zu machen. Die konstruktiv geäußerte Kritik und die gehaltvollen Äußerungen zu dieser Problematik, werden aber in der Regel kaum von der Öffentlichkeit wahrgenommen.
Bereits vor einem Monat erwähnten wir an dieser Stelle die Absurdität der Strafe des DFB gegen den 1. FC Köln aufgrund genau dieser Gesänge. Nun erwartet den 1. FC Köln wohl ein neues Verfahren mit dem immer wiederkehrenden Muster, welches schon beim Thema Pyrotechnik eher das Gegenteil des gewünschten Effekts erreicht hat.
Mit großer Verwunderung nahmen wir in diesem Zusammenhang die Durchsage unseres Stadionsprechers im Rahmen des Heimspiels gegen Hoffenheim zur Kenntnis. Aufgrund der Tatsache, dass zu keinem Zeitpunkt eine Gefährdung der Sicherheitslage vorlag, fragen wir uns welche Wirkung man mit solchen Ansagen erzielen möchte. Wird den Fans jetzt diktiert, was sie zu singen haben? Dass man sich durch solche Aussagen eher auf die Seite des DFB stellt, statt Gesänge zu verhindern, ist alles andere als “spürbar anders”.
Ebenso fragen wir uns ob die, ebenfalls beim Heimspiel gegen Hoffenheim getätigten Gesänge, wie „Fußballmafia DFB“ oder „Fußballhure Hoffenheim“ nun auch bestraft werden. Der DFB legt die Grenze der Zensur also willkürlich fest, und alle Beteiligten sollen genau an dieser stehen bleiben? Das „alle Kölner“ regelmäßig als „Hurensöhne“ beschimpft werden, die „Fan-Idioten“ wie immer medial ihre Breitseite weg kriegen und selbst die Hoffenheimer Belegschaft nur so mit Beleidigungen („Schwachmaten“) um sich wirft, scheint dabei niemanden zu interessieren. Schon lange hat die Berichterstattung über Fußballfans jegliche Relation zur Realität verloren.
Die Empfindlichkeit findet eben nur bei Personen statt, die sich in der Bundesliga entsprechend eingekauft haben und somit offenbar die Grenze des guten Geschmacks bestimmen dürfen. Es scheint so, dass die wirklichen Typen, die sich weder kaufen lassen noch anpassen wollen, im deutschen Profifußball – wenn überhaupt – nur noch auf den Rängen zu finden sind, auch wenn ihnen dabei oft genug der „Helm brennt“. Uns gibt es auf jeden Fall nur im Komplettpaket – mit Beleidigungen, dafür aber laut, farbenfroh und spürbar unangepasst.