Selten passte ein aus der Fankurve stammender Slogan so gut zum Zeitgeist. So schnell wie unser Puls nach der Veröffentlichung des neuen Leiters Medien/Kommunikation am Anfang dieser Woche nach oben ging, so erleichtert sind wir über die Entscheidung den „Richtigen abzuschieben“. Was uns am Ende dieser Debatte bleibt, ist die Hoffnung, dass beim 1. FC Köln längst nicht alles verloren ist. Diese Hoffnung verbinden wir allerdings nicht mit der Geschäftsführung, deren Einfluss und Befugnisse anscheinend weit über die Geschicke der GmbH hinausgehen. Und leider auch immer weniger mit dem Vorstand, der zumindest augenscheinlich immer noch eine klare Strategie vermissen lässt und das derzeitige Erscheinungsbild des Vereins somit erst ermöglicht.
Unseren Optimismus machen wir an der FC-Fangemeinde fest. Die Reaktion dieser auf die Personalie Esser hat erneut gezeigt: Der 1. FC Köln gehört seinen Fans und Mitgliedern! Die Werte des Vereins werden von ihnen nicht als Marketingstrategie, sondern als Lebensmaxime verstanden, nach der man sein Handeln ausrichtet. Das Gejammer einiger Journalisten der BILD, die völlig zurecht ihre Deutungshoheit schwinden sehen, bestätigen uns in dieser Ansicht genauso wie Kommentare und Reaktionen aus der rechten Ecke. Die Entscheidung der Vereinsführung, dem Druck der eigenen Fans nachzugeben, war daher vollkommen richtig. Allerdings sind wir uns sicher, dass es ohne diesen Druck niemals zu diesem Schritt gekommen wäre. Die Linie wurde von den Fans gezogen, nicht von den Verantwortlichen!
Die Medienabteilung des 1.FC Köln hat einen erheblichen Anteil an der Außendarstellung des Vereins. Es erschließt sich uns nicht, warum für einen derart wichtigen Bereich des Clubs solch unprofessionelle Fehler im Auswahlverfahren geschehen konnten. Was einige FC-Fans binnen weniger Stunden über den laut FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle „vielseitig erfahrenen Kommunikationsexperten“ herausfinden konnten, blieb den monatelang am Auswahlverfahren beteiligten Personen bis dato verborgen.
Dass eine im Sinne des Vereins immens verbesserte Medienabteilung notwendig ist, erkennt man deutlich an der Stellungnahme des Vereins: zweifelsohne wurden Fehler am Auswahlverfahren eingestanden, Konsequenzen gezogen und sich sogar entschuldigt. Im Gegensatz zu ehemaligen Vorstandsmitgliedern empfinden wir dies als eine Verbesserung. Dass man allerdings nicht umherkommt, Fritz Esser eine Plattform zu geben, können wir nicht nachvollziehen. Seine in der Vergangenheit getätigten Äußerungen fanden völlig zurecht von der Fangemeinde des 1.FC Köln keine Akzeptanz und sollten daher nicht auf dem Rücken des Vereins reingewaschen werden. Vom Auswahlverfahren über die Entscheidung bis zur Stellungnahme sieht man an diesem konkreten Fall, wie wichtig ein Korrektiv in einem Verein sein kann.
Der großen Hoffnung auf einen Neuanfang – welche mit der überfälligen Trennung von Tobias Kaufmann im letzten Jahr aufkeimte – weicht immer mehr die Frage nach einer passenden Strategie. Das jahrelang fehlerhafte „System Geißbockheim“ lässt sich nicht einfach so umprogrammieren. Ohne einen vernünftigen Plan und dem Gespür zur Basis lässt sich ein Verein wie der 1. FC Köln nicht leiten. Eine Vielzahl von Funktionären, Geschäftsführern, Spielern und Vorständen können ein Lied hiervon singen. Sie alle sind gekommen und gegangen. Geblieben sind die Fans und Mitglieder. Und die sind und bleiben der Verein! Wer das nicht versteht, hat den 1. FC Köln nicht begriffen.